Psychische Belastungen

Psychische Belastungen/ Störungen und Komorbiditäten*

Traurigkeit, Sorgen und Depressionen, Ängste und Angststörungen, Unruhiges Verhalten, Aufmerksamkeitsprobleme und Verhaltensstörungen.

Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Lernstörungen treten psychische Belastungen vermehrt auf. Es wird vermutet, dass das Auftreten von Ängsten, Depressionen sowie Verhaltensauffälligkeiten durch wiederholte Misserfolgserlebnisse in der Schule verstärkt werden.

 

Depressionen

Depressive Erkrankungen kommen bei etwa 3% der Kinder und 6% der Jugendlichen vor. Häufig sind diese Erkrankungen bei Heranwachsenden jedoch schwerer zu diagnostizieren als bei Erwachsenen, da die Symptome besonders bei jüngeren Kindern unspezifisch und schwer zu deuten sind. Anzeichen einer Depression bei Kindern können z.B. Konzentrationsstörungen, Rückzug, vermindertes Selbstvertrauen, Kopf- oder Bauch­schmerzen, aber auch Unruhe oder aggressives Verhalten sein. Bei Jugendlichen stehen, ähnlich wie bei Erwachsenen, meist eine anhaltende traurige Verstimmung, der Verlust von Freude und Interessen sowie Antriebsmangel im Vordergrund. Nicht selten berichten die Kinder und Jugendlichen auch von lebensmüden Gedanken.

Die Ursachen depressiver Störungen sind vielfältig. Oft finden sich in der Familie mehrere Angehörige, die eine Depression haben oder hatten. Jedoch bewirkt meist erst das Zusammenspiel von Vererbung und schwerwiegenden Lebensereignissen (wie z.B. lang andauernde schulische Überforderung, Gewalt- oder Verlusterfahrungen), dass die Erkrankungswahrscheinlichkeit steigt. Depressive Erkrankungen können häufig ambulant therapiert werden. In Abhängigkeit vom Schweregrad ist jedoch bei einigen Betroffenen eine voll- oder teilstationäre (tagesklinische) Behandlung notwendig.

 

Angststörungen

Angststörungen sind eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter, etwa 10% aller Kinder und Jugendlichen sind davon betroffen. Durch die damit einhergehende Symptomatik kann es zu erheblichen Beeinträchtigungen in der psychosozialen und schulischen Entwicklung der Betroffenen kommen.

Das Erscheinungsbild von Angststörungen ist je nach Alter und Entwicklungsstufe des Kindes sehr unterschiedlich. Während im Vorschulalter vor allem ausgeprägte Trennungsängste und spezifische Ängste vor Dunkelheit und unheimlichen Inhalten auftreten können, kommen im Grundschulalter eher spezifische Ängste (Phobien) vor medizinischen Untersuchungen und Tieren sowie zunehmend Schul- und Leistungsängste vor. Im Jugendalter treten vor allem soziale Ängste sowie im jungen Erwachsenenalter die Panikstörung und Agoraphobie, d. h. Angst vor öffentlichen Plätzen oder Menschenmengen, auf.

 

Verhaltensstörungen

Verhaltensstörung oder Verhaltensauffälligkeit bezeichnet unspezifische, auffällige Abweichungen im Sozialverhalten. Manchmal wird der Begriff auch synonym zu der Störung des Sozialverhaltens verwendet. Diese auffälligen Verhaltensweisen können sich auf verschiedene Weisen äußern, beispielweise als Zurückgezogenheit, Verweigerungshaltungen, Angst, Unruhe, Depression, Schlafstörung und Essstörung. Verhaltensstörungen entstehen meist in der Kindheit und können unterschiedliche Ursachen in der individuellen und sozialen Entwicklung, aber auch in Krankheiten und dauerhaft belastenden Lebenssituationen haben.

Verhaltensstörungen können eine Vielzahl von Ursachen haben, unter anderem:

Wichtig für die Diagnostik und für den Verlauf einer Verhaltensstörung ist eine genaue Feststellung ihrer Ursache. Die Behandlung von Verhaltensstörung soll sich an der Art der Störung und an den genauen Ursachen ansetzen.

 

AD(H)S

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bezeichnet eine sehr häufige kinderpsychiatrische Erkrankung. Studien zeigen, dass in Deutschland etwa 2-6% aller Kinder und Jugendlichen an dieser Störung leiden. Bei etwa 60% der Betroffenen bleiben wesentliche Symptome der ADHS auch im Erwachsenenalter bestehen. Die Ursachen der ADHS sind oft schwer zu identifizieren. Mediziner sprechen von einer neurobiologischen Störung, wobei die psychosozialen Bedingungen den Schweregrad erheblich beeinflussen können.

ADHS ist durch folgende Hauptsymptome gekennzeichnet:

  • Unaufmerksamkeit
  • Gesteigerte Impulsivität
  • Störung der motorischen Aktivität

Die einzelnen Symptome müssen hierbei nicht alle zusammen auftreten und können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Die Diagnose einer ADHS wird gestellt, wenn diese Symptome situationsübergreifend und in einem dem Entwicklungsstand unangemessenen Ausmaß, in mehreren Lebensbereichen auftreten. Gehäuft treten weitere Erkrankungen im Zusammenhang mit ADHS (assoziierte Störungen) auf: Im Kindesalter z. B. Lese-Rechtschreibstörungen, Rechenstörungen und Tic-Störungen; im Erwachsenenalter z. B. Ängste, Depressionen und Suchtverhalten. Häufig können Medikamente die Grundstörung deutlich verringern. Zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten bietet der Einsatz von psychoedukativen und verhaltenstherapeutischen Maßnahmen.

 

 

*Komorbidität: gleichzeitig auftretende Störungen bzw. Begleiterkrankungen