Welche Therapie- und Fördermethoden sind empfehlenswert?

Es gibt eine Vielzahl von Förder- und Therapieangeboten, von denen nur die wenigsten hinsichtlich ihrer Wirksamkeit überprüft wurden. Forschungsergebnisse belegen, dass nur symptomorientierte Ansätze wirksam sind. Die symptomorientierte Förderung setzt direkt an den Schwierigkeiten der Betroffenen an und basiert auf der Einübung von Lese- und Rechtschreibfertigkeiten.

Auch die effektivste Förderung bringt jedoch meist keine „Heilung“ im Sinne eines fehlerfreien Lesens. Häufig bleiben die Schwierigkeiten bis ins Erwachsenenalter bestehen. Ziel einer Förderung muss demnach nicht nur die Verbesserung der Rechtschreibfertigkeiten, sondern auch der Umgang mit den Schwierigkeiten sein. Den Betroffenen sollten auch Strategien und Methoden vermittelt werden, die ihnen ermöglichen, trotz der Einschränkungen vollumfänglich am öffentlichen Leben teilzuhaben.

In der Rechtschreibförderung sollten zu Beginn die gehörten Laute den Buchstaben zugeordnet werden. Vorausgesetzt die Kinder sind in der Lage Laute und Buchstaben zu erkennen und zu unterscheiden. Sind diese Fähigkeiten nicht ausreichend entwickelt, sollten Fördermaßnahmen der Phonologischen Bewusstheit und der Laut-Buchstaben-Zuordnung eingesetzt werden.

Liegen ausgeprägte Rechtschreibschwierigkeiten vor und zeigen diese sich bereits seit Beginn des Rechtschreiblernprozesses, sollte zunächst die lauttreue Rechtschreibfähigkeit geübt werden.  Darauf aufbauend erfolgt die Förderung des orthographisch korrekten Schreibens. Dies kann auf verschiedene Weisen erfolgen, eine Methode ist die Vermittlung von Rechtschreibregeln. Diese lassen sich meist auf Rechtschreibprobleme im Wortstamm anwenden, wie z.B. die Regel: „Nach einem langgesprochenen Selbstlaut (Vokal) schreibst du nur einen Mitlaut (Konsonanten)!“

Die Vermittlung der Rechtschreibregeln allein ist jedoch nicht ausreichend, ein weiteres wesentliches Element der Förderung ist das Erlernen von Anwendungsstrategien.  Hierzu gehören Strategien der Identifizierung von Wortbestandteilen, wie z.B. des Stammmorphems (z.B. ver-lieb-t), des Erkennens der Schwierigkeiten (Ist das „i“ in liebt lang oder kurz gesprochen?), der Hierarchisierung der Lösungsschritte (was ist die Vorsilbe? hier „ver“. „Was ist der Wortstamm?“ hier „lieb“).

Neben dem sehr strukturierten Vorgehen ist ein wesentliches Element der Förderung durch angeleitetes und wiederholtes Üben eine Automatisierung der Lernstrategien zu erreichen, die die Grundlage für die Übertragung auf nicht geübte Wörter darstellt. Durch das selbstständige Anlegen von Wortstammlisten auf Karteikarten oder in einer Word-/Exceldatei kann man auch selbst eine Auswahl der wichtigen, häufig gebrauchten Wortstämme üben. Um das Erkennen von Wortstämmen (Morpheme) zu üben, gibt es auch computergestütze Förderprogramme, die durch wiederholte Präsentation von Wortstämmen in Wörtern das Erkennen von diesen fördert.

Computer- und Onlineförderung
Computerbasierte Förderprogramme basieren im Wesentlichen auf vergleichbaren Ansätzen wie die Förderkonzepte, die mit Papier und Bleistift arbeiten. In den letzten Jahren gibt es zunehmend mehr Angebote von sog. Online-Förderkonzepten, die es den Kindern ermöglichen, recht selbstständig mit einer unmittelbaren Rückmeldung in meist sehr motivierenden Lernwelten zu arbeiten. Zum Teil erlauben die Programme – auf einer Eingangsdiagnostik aufbauend – ein auf das individuelle Ausgangsniveau des Kindes ausgerichtete Förderung mit wöchentlicher Rückmeldung über die Leistungsentwicklung. Allerdings gibt es auch einige Programme, die eher zum Spielen als zum Lernen ermuntern. Daher sollte darauf geachtet werden, dass der Wissens- und Lernaspekt im Vordergrund steht und dass die Grundlage der Programme wissenschaftlich fundiert ist. Programme, die schnelle Erfolge innerhalb nur weniger Wochen versprechen, sind meist nicht zu empfehlen.

Ein gutes Beispiel für ein Online Leseförderprogramm ist die App für Tablets und mobile Geräte „Meister Cody“. Die Eigenschaften dieses Förderprogramms sind vergleichbar mit anderen digitalen Lernspielen oder „Serious Games“: Inhalte, Struktur und Ablauf sind in pädagogischer Absicht gestaltet und enthalten zugleich zentrale Merkmale von Spielen Die spielerischen Aspekte sollen vor allem die Motivation der Kinder fördern und sie ermutigen, an dem Training dranzubleiben und wiederholt zu üben.

Weitere Unterstützungsmöglichkeiten zusätzlich zur Rechtschreibförderung:

  • Behandlung von komorbiden Störungen (z.B. Schulangst)
  • Gespräch und Beratung mit der Schule
  • Beantragung von Nachteilsausgleich und Notenschutz
  • Sozialrechtliche Unterstützung (Minderung der Erwerbsfähigkeit)

Auswahl an evidenzbasierten Förderprogrammen, sortiert nach Problembereichen und Einsatzmöglichkeiten:

Tabelle mit Programmen zum Rechtschreiben analog wie bei LS angeordnet!