Was kann die Familie tun?

Der familiäre Rückhalt ist für das betroffene Kind sehr wichtig. Zum Beispiel, wenn es von der Schule frustriert nach Hause kommt, an sich selbst und manchmal auch an seinen Fähigkeiten zweifelt, ist es wichtig das Kind aufzufangen, zu unterstützen und ihm den Rücken zu stärken. Die emotionale Unterstützung, die Anerkennung unabhängig von schulischen Leistungen, sind wichtige Signale für das Kind. Nachfolgend werden wichtige Unterstützungsmöglichkeiten in der Familie für ein Kind mit einer Lesestörung (LS) vorgestellt.

  • Entlastung von Schuldgefühlen: niemand ist persönlich Schuld an der LS!
  • Ein gemeinsames Störungskonzept entwickeln: was bedeutet die Störung für das Kind und seine Eltern? Akzeptanz für eine bestehenbleibende Beeinträchtigung entwickeln.
  • Gemeinsames Suchen von Lösungs- und Unterstützungsmöglichkeiten: wer kann uns helfen, welche Hilfen gibt es? Was können wir selbst tun?
  • Bewertung von schulischen Leistungen: die schlechte Deutschnote hat nichts mit Faulheit oder Dummheit zu tun! Messung an Fortschritten und nicht an Noten.
  • Schule und Lernen ist nicht alles im Leben! Gemeinsame Aktivitäten jenseits von Hausaufgaben und Lernerfolg sind wichtig.
  • Hausaufgaben: Keine stundenlangen Sitzungen! Hausaufgaben zeitlich begrenzen und Hilfen geben, wo notwendig.
  • Vorsicht vor falschen Empfehlungen und Aktionismus beim Lernen: wenn, dann mit Struktur und nach fundierten Prinzipien!

Die familiäre Unterstützung hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung schulrelevanter Fähigkeiten und den Verlauf der LS. Umgekehrt hat aber auch eine LS Auswirkungen auf das Familienleben und die Eltern-Kind-Beziehung.

Die Wissensvermittlung über das Störungsbild, Hilfestellungen zum Umgang mit betroffenen Kindern und Möglichkeiten zur häuslichen Unterstützung sind demnach auch wichtige Komponenten einer Behandlung.
Studien mit förderbegleitenden Elterngruppen, wie z.B. das „Heidelberger Elterntraining zum Umgang mit LRS“ deuten positive Effekte hinsichtlich der Leistungsentwicklung an. Erste Studienergebnisse zeigen positive Auswirkungen des Trainings hinsichtlich Einfühlungsvermögen, Unterstützung des Kindes, Hausaufgabensituation und Stressbelastung an.

Eltern, die bei ihren Kindern Schwierigkeiten im Lernen beobachten, suchen häufig nach Wegen der häuslichen Förderung. Einige Untersuchungen deuten positive Fördereffekte an, wenn Eltern in die Förderung einbezogen werden. Manche Studien weisen jedoch darauf hin, dass das Ausmaß der Effektivität stark von der Qualität der Anleitung abhängt. Die Steigerung der Motivation, die einen großen Einfluss auf den Lernerfolg und die Wirksamkeit von Fördermaßnahmen hat, kann gut in der Familie angegangen werden. Damit dies gelingt, sollten Eltern darauf achten, Lernerfolge leicht zuzulassen. Um Anstrengungsbereitschaft zu steigern und aufrecht zu erhalten, sollten Lernsituationen nicht von Gefühlen der Frustration, Angst oder Ärger begleitet werden, sondern immer von einer positiven Stimmung der Zuversicht. Zudem sollte darauf geachtet werden, das Kind bei der Förderplanung mit einzubeziehen.

 

Video Kaasa (Youtube)

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