Nachhilfe ist äußerst populär in Deutschland. Dennoch gibt es weder für die Nachhilfe noch für das gemeinsame Lernen zu Hause treffende Belege, dass sie langfristig die Rechenprobleme eines Kindes bei bestehender Rechenstörung lösen. Dies mag auch daran liegen, dass Rechenstörung manifeste Rechenprobleme auf Basis anderer Lernprozesse darstellt und diese Prozesse sind durch gewöhnliches Mathelernen nicht in den Griff zu kriegen. Nachhilfe oder gemeinsames Lernen sollte bei Dyskalkulie daher nicht angewandt werden. Zeit und Kosten für eine Nachhilfe sind deutlich besser in eine Dyskalkulie-Therapie investiert.
Das gemeinsame Lernen ist aus zwei Gründen zu vermeiden. Einerseits haben Eltern in den meisten Fällen kein Expertenwissen im Bereich Lernstörungen und wissen nicht, was bei einer Therapie explizit zu beachten ist. Andererseits kann das Rechnenlernen bei Rechenstörung für das Kind frustrierend werden, wenn es keine Fortschritte gibt, was wiederum nur zu unnötigen Konflikten in der Familie führt. Eltern sollten daher die Therapie in die Hände von Experten legen, gemeinsam mit Schule und Therapeut einen Plan erarbeiten und für das Kind vor allem als Stütze und Motivator da sein.
Eine Ausnahme stellen jedoch computerbasierte Förderprogramme dar. Dies sind Programme, die Kinder zu Hause am Rechner oder in der Schule bearbeiten können und die spezifisch zur Förderung einer Rechenstörung entwickelt wurden. Die Programme sind oft kindgerecht gestaltet mit dem Ziel, Rechnen spielerisch zu lernen. Selbstverständlich können computerbasierte Förderprogramme den Mathematikunterricht oder eine Therapie nicht ersetzen. Studien haben gezeigt, dass computerbasierte Förderung bei Kindern mit Rechenstörung weniger effektiv ist als Einzelförderung. Für den schulischen Förderunterricht oder zu Hause ist es jedoch eine gute Ergänzung, da die Programme auch durch ihre Gestaltung sehr motivierend sind. Bei der Auswahl eines Programmes sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Trainingsinhalte auf die individuellen Schwierigkeiten des Kindes eingehen.
VIDEO: Was können Eltern tun, damit das Selbstbewusstsein des Kindes nicht unter der Dyskalkulie leidet?
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